Künstler

Die Sprache meiner Bilder | Vom Umgang mit dem Licht

 

// Nicht Abbild schaffen von Gegebenem in der äußerlich sichtbaren Erscheinungswelt möchte ich mit meinen Fotografien, sondern meiner Suche nach inneren Bildern Ausdruck geben, die das Lesen des Buches »Der Mann im Strom« von Siegfried Lenz in mir bewirkt hat.

Es ist das Wesentliche beim Lesen des geschriebenen Wortes, daß nicht das Schriftbild als solches sich einprägt, sondern das erlebte innere Bild.

Die Dinge der Außenwelt haben gewissermaßen einen festen bleibenden Charakter, d.h. sie sind meßbar, solange sie der Gegenstandswelt angehören. Sie sind Abbild einer Gesetzmäßigkeit, die dahinter steht. Insofern geben sie wenig Anlaß, tiefergehende Fragen zu entwickeln.

Im Gegensatz zu dieser Allgemeingültigkeit stehen die inneren Bilder des Menschen. In einer Zeit, die weitestgehend fertige Bilder liefert (durch Medien und technische Perfektion), werden diese inneren Bilder, die schaffenden, schöpferischen, werdenden Charakter haben, stiefmütterlich behandelt.

An diesen Moment möchte ich mit meiner Arbeit anknüpfen. Ich möchte Augenblicke schaffen, mit denen nicht ein Schlußpunkt gesetzt wird, sondern die Ausgangspunkt sein sollen, an dem Fragen entstehen.

Inneres Engagement und aktive Teilnahme sind erforderlich, damit eine Frage entwickelt werden kann. Das Leben mit all seinen Aspekten und Facetten läßt sich nicht einfach erklären, ›durchblättern‹ und beantworten. Deshalb habe ich für meine Arbeit zum Buch von Siegfried Lenz die Bildersprache gewählt, die ein Fragen ermöglicht, statt einer Antwort gleich zu sein, dem objektiven abbildenden Fotografieren gleich.

Anknüpfend an das, was die Generation Jugendlicher und junger Erwachsener an Fragen an die Zeit und unser gesellschaftliches Zusammenleben stellt, möchte ich dieses Bild von Lenz aufgreifen, das er uns gibt. »...ich habe mich ein paar Jahre jünger gemacht.« Mit der Beschreibung dieses äußeren Vorgangs meint Lenz sicher nicht nur die Tatsache an sich, sondern legt einen tieferen Sinn in sie hinein.

Jungsein heißt, Fragen entwickeln und stellen zu können, gleich welchen Alters der Mensch ist und tätig werden zu können in der Gegenwart, um an ihr mitzugestalten mit Blick auf die Zukunft: »…und vielleicht werden sie mir jetzt Arbeit geben.« – eine Aufgabe haben, an der man wachsen kann.

Mit der Bereitschaft zu fragen ist eine Akzeptanz des Ungewissen verbunden. Zur Suche nach Antworten wiederum gehört Mut. Denn nichts ist eigentlich selbstverständlich, nichts gibt fortbestehende Sicherheit. Es ähnelt den Bewegungen im Wasser im Vergleich mit unseren Schritten über Asphalt. Aus diesem Strom aber treten Menschen heraus und suchen andere Wege, die beschwerlich sind, dabei aber ungeahnte Erlebnisse ermöglichen.

Auf einem solchen Weg sind meine Arbeiten entstanden. Sie führte mich auf Brücken, an der Pier entlang, durch den Tag und in die Nacht, zu zwischenmenschlichen Begegnungen und in die Einzelsituation, von dort unter Wasser und wieder hinauf in die Luft. So entstehen auf diesem Weg Fotografien, die meinen inneren Erlebnissen in der äußeren Welt Ausdruck verleihen. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich möchte keine feststehenden Antworten geben, sondern bewegliche Beschreibungen davon, denn: Licht ist in strömender Bewegung und ständiger Verwandlung, einem Lebenslauf gleich.

Henning Alberti

 

The Visual Language of my Photographs

 

// With my photographs, I do not wish to create an image of the externally visible world but rather to express what lies beneath. The external world is quantifiable, reflecting an underlying system of natural law that provides little opportunity to explore more profound questions. The hidden worlds we carry within us contrast sharply with the more easily defined world outside.

In an age that bombards us with slick, hyper-realistic media images, the symbolic, ever-evolving nature of our inner visions is often badly neglected.

In my work, I attempt to examine moments that do not represent an end, but rather a beginning. Life, with its infinite complications and facets cannot simply be browsed through; it must be explored. It resembles movements in water more closely than footprints in the sand. Things in flux raise unexpected questions. The answers that emerge from within can leave unexpectedly lasting impressions.